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Von der Arbeit in Starbucks allein könnte ich nicht leben

Von der Arbeit in Starbucks allein könnte ich nicht leben

Ein Gespräch mit einem Mitarbeiter eines der Starbucks-Cafés in Warschau, der Mitglied bei der Gewerkschaft OZZ Inicjatywa Pracownicza ist.

Kannst du sagen, wie lange du schon bei Starbucks arbeitest und was deine Aufgaben sind?

Bei Starbucks arbeite ich seit zwei Jahren als Barista, aber zu meiner Arbeit gehört nicht nur alles rund um die Kaffeevorbereitung: ich bin für Schulungen neuer Mitarbeiter_innen zuständig, ich putze, helfe beim Entladen der Lieferungen...

Wie sieht die Einstellungspolitik bei Starbucks in Polen aus?

Starbucks stellt Menschen auf folgende Art und Weise ein: zunächst gibt es einen dreimonatigen Dienstleistungsvertrag, der als ein „Probevertrag“ betrachtet wird, darauf folgt die Zertifizierung (eine Art von „Prüfung“, die zur Arbeit als Barista berechtigt) und dann ein Dienstleistungsvertrag für eine längere Zeit. Schließlich bekommen die Mitarbeiter_innen einen Arbeitsvertrag für eine bestimme Zeit (ein Jahr). In Warschau funktioniert es so, dass die Mitarbeiter_innen manchmal von einem Café zum anderen versetzt werden – es gibt 18 Cafés, alle gehören zu gleicher Gesellschaft.

Die Gastronomie ist für niedrige Löhne bekannt – wie ist es bei der weltweit größten Café -Kette?

Zurzeit liegt mein Stundenlohn bei 13,50 PLN brutto (ca. €3,14 - Anm. der Übersetzerin). 2016 bekam ein_e Barista am Anfang 11,50 PLN brutto, aber der Stundenlohn hängt von dem Café ab – Starbucks am Bahnhof hat höhere Stundenlöhne, weil da mehr los ist und die Arbeitsbelastung größer ist. Schafft die Belegschaft eines Cafés monatliche Verkaufsziele zu erreichen, kann man eine Prämie von ca. 100 PLN erwarten. Da praktisch das gesamte Starbucks-Personal in Teilzeit arbeitet (meistens halbtags), liegen die monatlichen Gehälter bei der Mehrheit der Angestellten bei ca. 1000 PLN netto. Das führt dazu, dass ich – bei Halbtagseinstellung – noch einen zweiten Job habe, weil ich von der Arbeit bei Starbucks allein nicht leben könnte.

Teilzeitarbeit ist ein Standard im Einzelhandel, es kommt jedoch öfter vor, dass Menschen, die theoretisch in Teilzeit sind, in der Praxis unbezahlte Überstunden leisten müssen und schließlich so viel wie die Vollzeitmitarbeiter_innen arbeiten. Wie sieht es bei Starbucks aus?

Bei der Arbeitszeit passt die Firma sehr streng auf, dass die Arbeit tatsächlich so lange dauert wie sie soll – ich habe keine Situation beobachtet, in der jemand „unbezahlte Überstunden“ leistet oder länger als 8 Stunden bleibt. Meistens arbeitet man in 8-Stunden Schichten, dadurch ist die Arbeitswoche kürzer (bei Halbtagsarbeit sind das 2 oder 3 Arbeitstage pro Woche).  In diesen 8 Stunden sind 20 Minuten Pause mit der Arbeitszeit angerechnet sowie Zeit, das Café vor dem Aufmachen vorzubereiten und nach dem Zumachen zu putzen. Also mit der Arbeitszeit ist es eigentlich ganz gut, besonders im Vergleich mit anderen Gastronomiebetrieben.

Und ist die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen nicht problematisch? Meistens ist das ein richtiges Problem in Gastronomiebetrieben...

Sonn- und Feiertags sind die Cafés immer auf und das ist für viele Menschen ein großes Problem. Die Entscheidungen diesbezüglich werden oft von der Geschäftsführung in Verhandlungen mit der Stadt getroffen und nicht von den Manager_innen einzelner Cafés. Normalerweise funktioniert es so: arbeite ich an Ostern, habe ich am langen Wochenende Anfang Mai frei oder umgekehrt.

Außer niedrigen Löhnen und Feiertagsarbeit siehst du noch andere Probleme mit der Arbeit bei Starbucks?

Niedrige Löhne sind auf jeden Fall ein Hauptproblem, obwohl viele Menschen, die bei Starbucks in Warschau arbeiten, Student_innen und junge Personen sind, für welche das ein Nebenverdienst ist – es gibt kaum Leute, für die der Café-Job eine Haupteinkommensquelle darstellt.

Das zweite Problem ist die Arbeitsbelastung – weil es in den Schichten einfach zu wenig Leute gibt, sind diese sehr intensiv und anstrengend. Ich denke, dass das für viele Menschen ein Hauptproblem ist.

Wie bewertest du die Arbeitsbedingungen bei Starbucks im Vergleich mit der ganzen Gastronomiebranche und habt ihr über solche Konflikte gehört wie bei Krowarzywa und MiauCafe? Haben sie bei dir in der Arbeit für Aufregung gesorgt?

Das ist eine Marke, mit der Gastronomie hat es gemeinsam, dass wir Getränke und Lebensmittel verkaufen. Alles hängt von den Standards, Rezepturen und Produkten ab, die von oben angeordnet werden. Im Vergleich zur Branche hast du eine klare und transparente „Karriereleiter“ (du weißt, wann und welchen Vertrag du bekommst), regelmäßige Lohnzahlungen und niemand meckert, wenn es darum geht, mit dir einen Vertrag zu unterschreiben. Aber alles ist dadurch geprägt, dass du keine eigene Individualität hast und du bist auf alles mit dem Sirenen-Logo eingeschränkt. Ich habe natürlich von dem Streik in Krowarzywa und den Protesten gegen MiauCafe gehört und es hat mich sehr berührt. Ich vergesse nicht, was ich bei meinen anderen Arbeitsplätzen erlebt habe und meine Gedanken sind bei denen, die in diesen Betrieben kämpfen, aber ich denke nicht, dass das viele Menschen bei mir auf der Arbeit bewegen kann.

Und was denkst du über die Kampagne der Inicjatywa Pracownicza, die sich gegen die Rekrutierung von Streikbrechern aus Polen richtete, die in Starbucks-Cafés in Deutschland arbeiten sollten?

Bis jetzt hat niemand, mit dem ich geredet habe, ein solches Angebot bekommen, und ich habe in ein paar Cafés nachgefragt. Bis jetzt habe ich kein großes Interesse an Gewerkschaften beobachtet –  die Mehrheit der Mitarbeiter_innen war nie ein Mitglied in einer Gewerkschaft und weiß nicht, wie eine solche Organisation ihnen helfen könnte oder was ein Grund wäre, ihr beizutreten. Das hat sich aber ein bisschen geändert, nachdem ich mich mit Kolleg_innen darüber sowie über die solidarischen Protesten in Warschau und Posen ausgetauscht habe – sie sind ein konkretes, sichtbares Beispiel dafür, dass durch gemeinsame Arbeit etwas an der Politik so großer Firma wie Starbucks geändert werden kann. Vielleicht werden diese Aktionen die Mitarbeiter_innen dazu motivieren, Gewerkschaftsmitglieder zu werden und für ihre Rechte zu kämpfen.

Übersetzung: Natalia Kołodziejska

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